Unsere Geschichte

Wachstum der Gemeinschaft: 1870 – 1964

Die Gründung eines eigenen Mutterhauses machte die Genossenschaft im Bürgerhospital endgültig zu einer gleichrangigen Partnerin der Stadt. Am 15. Oktober 1869 konnten die Schwestern das Haus Severinstraße 53 in Köln erwerben und am 15. Januar 1870 beziehen. Mit dem Einzug wurde zugleich eine Heil- und Pflegeanstalt gegründet, die sich durch die Einrichtung einer chirurgischen Station schnell zu einem vollwertigen Krankenhaus entwickelte. Dieses expandierte in den folgenden Jahren auf umliegende Grundstücke. 1887 gab es im "Severinsklöösterchen" - wie der Volksmund die Klinik bezeichnete - bereits 120 Betten für Männer und Frauen.

1869 – (erstes) eigenes Mutterhaus in der Severinstraße

1869 – (erstes) eigenes Mutterhaus in der Severinstraße

Expansion und Blütezeit

Aber nicht nur die Klinik expandierte, auch die Gemeinschaft erfreute sich seit der Errichtung des Mutterhauses wachsender Nachfrage. Von 1875 bis 1882 traten ingesamt 42 Aspirantinnen in die Genossenschft ein. Von staatlicher Seite wurde jedoch im Rahmen des Kulturkampfes die Aufnahme neuer Schwestern eingeschränkt. Sobald diese Einschränkungen gelockert wurden, nahm die Zahl der Neuschwestern weiter zu. Allein von 1890 bis 1899 waren es 245. Dieser Zulauf spiegelt die Anziehungskraft der Genossenschaft auf sozial engagierte junge Frauen wider, die eine christliche Antwort auf die durch Industrialisierung und Verstädterung hervorgerufene Not der Zeit finden wollten.

Krankenhaus der Augustinerinnen, Severinstraße. Operationsraum, um 1914

Krankenhaus der Augustinerinnen, Severinstraße. Operationsraum, um 1914

Mit der Übernahme des Katharinen-Hospitals in Frechen 1882 begann die Genossenschaft ihre Pflegetätigkeit über die Grenzen der Stadt Köln hinaus auszudehnen. Vor allem auf dem Land füllten die Schwestern eine Lücke, da hier die medizinisch-pflegerische Betreuung völlig unzureichend war.

Der überaus zahlreiche Nachwuchs, den die Genossenschaft während 50 Jahren, zwischen 1880 und 1930 aufnehmen durfte (über 1100 Eintritte), machte die Übernahme vielfältigster Arbeitsgebiete möglich. Die Spanne reichte von der traditioinellen ambulanten Krankenpflege über das Krankenhauswesen bis zu den verschiedensten sozialen Aufgaben. Zwischen 1882 und 1945 haben die Schwestern insgesamt 47 Niederlassungen übernommen oder gegründet.

Neben dem Schwerpunkt der Krankenpflege engagierte sich der Orden Anfang des 20. Jahrhunderts zunehmend im sozial-caritativen Bereich, wie die Leitung von Fürsorgeheimen für junge Mütter in Not, sorgten sich um die Ausbildung von Frauen und wurden in sozialen Brennpunkten Kölns tätig.

Leitung von 'Kinderverwahranstalten' Leitung von 'Kinderverwahranstalten'

Leitung von "Kinderverwahranstalten"

Schwestern im Krieg

Der Erste Weltkrieg forderte die Pflege der zahlreichen verwundeten Soldaten. Zwei Lazarettzüge wurden von Cellitinnen mit Krankenschwestern besetzt.

Schwester Callista Thiele berichtet in ihren Aufzeichnungen von der 12. Fahrt (1914) vom Aufenthalt im verwüsteten Hinterland der Front:

"Bei mir im Operationssaal saßen drei verwundete Franzosen und drei verwundete Bayern. Wenn wir an den kleinen Bahnhöfen Franzosen einluden, standen die Frauen bis an die Wagen. Als sie sahen, dass wir die Franzosen gut behandelten, ihre Wunden frisch verbanden, brachten sie mir Blumen und dankten so herzlich..."
Versorgung von Verwundeten im 1. Weltkrieg. Versorgung von Verwundeten im 1. Weltkrieg.

Versorgung von Verwundeten im 1. Weltkrieg

In den Hungerjahren bis 1919 versorgten die Kölner Schwestern täglich bis 50 Kinder vollständig auf eigene Kosten und verteilten Lebensmittel an mittellose Familien.

Vom Erzbistum Köln ermutigt, erwarb die Genossenschaft 1918 das säkularisierte Kloster Heisterbach und handelte sich damit zunächst aufgrund unklarer Rechtslage und in Folge der Wirtschaftskrise auch schwieriger finanzieller Situation einige Probleme ein. Der Erhalt der Heisterbacher Chorruine und die heruntergekommenen Gebäude stellte zudem eine Belastung dar. Heute ist in Heisterbach das Generalat ansässig.

Um den Anforderungen der Zeit an moderne medizinische Versorgung gerecht zu werden, wurde 1929 als Alternative zum Kölner "Klöösterchen" mit dem Neubau einer Klinik begonnen, dem "Krankenhaus der Augustinerinnen" in der Jakobstraße.

Erschütterungen durch den Nationalsozialismus

Mit Beginn des Nationalsozialismus begann für die Schwestern und ihre Arbeit eine schwierige Zeit. Nach dem Willen der neuen Machthaber sollte die Genossenschaft - wie auch andere sozial tätige Gemeinschaften - aus ihren Tätigkeitsfeldern gedrängt werden. Ziel war, die sogenannten "Braunen Schwestern" der nationalsozialistischen Volkswohlfahrt die gesamte Krankenpflege übernehmen zu lassen. Im Jahr 1944 verließen die letzten sieben Schwestern das völlig ausgebombte Bürgerhospital, in welchem die junge Cellitinnen-Kongregation einst begonnen hatte. Auch die Kindergärten und -horte wurden auf Betreiben der Kölner Stadtverwaltung der Ordensleitung entzogen und der nationalsozialistischen Volkswohlfahrt unterstellt.

Eine schwarze Stunde in der Geschichte der Krankenanstalt Marienborn (Kloster Hoven) in Zülpich war der zwangsweise Abtransport der geistig behinderten Bewohner durch die SS nach Hadamar. Trotz intensiver Bemühung der Anstaltsleitung konnte dies nicht verhindert werden. Beim Abtransport spielten sich erschütternde Szenen ab. Viele wurden dort nachweislich im Rahmen der "Euthanasierung" umgebracht.

Wiederaufbau

In der unmittelbaren Nachkriegszeit konzentrierten sich die Arbeiten auf den Wiederaufbau, zunächst des völlig zerstörten St.-Josepf-Klosters St. Vith und des Mutterhauses in der Severinstraße.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gab es nochmals ein personelles Wachstum, was in der Zeit des Nationalismus fast zum erliegen gekommen war. Doch war dies nur von kurzer Dauer. Ab Mitte der sechziger Jahre waren kaum mehr neue Berufungen zu verzeichnen. Seither gab es nur noch sporadische Eintritte, zuzüglich der nicht zu negierenden Zahl an Austritten bis in die frühen siebziger Jahre hinein. Es folgte aus dieser Tatsache, dass nach und nach einige Niederlassungen und Tätigkeitsbereich aufgegeben werden mussten.

Serverinsklösterchen

1874 Krankenhaus der Augustinerinnen "Severinsklösterchen"

Gründung von Niederlassungen

(einige bedeutende Häuser)

1882: Katharinen-Hospital, Frechen
St. Josef-Kloster St. Vith, Belgien

1883: Kloster Maria Hilf Bornheim,
ab 1988 Altenheim Maria Hilf

1888: Krankenanstalten Marienborn, Kloster Hoven

1894: Herz-Jesu Kloster Königsdorf,
ab 1982 Altenzentrum St. Augustinus

1905: St. Agatha Krankenhaus Köln-Niehl

1909: St. Antonius Krankenhaus Köln-Bayenthal

1917: Herz-Jesu Kloster Nettersheim,
ab 1978 Haus Tannenblick

1918: Kloster Heisterbach, Königswinter

Zeitschiene

 

© Genossenschaft der Cellitinnen